Wie alles began

Über den HGV

Vom Gewerbeverein im Jahr 1898 zum HGV e.V.

01.04.1898
Gründung des HGV
Ab 1938
Im dritten Reich verboten
Ab 1977
Wieder­aufnahme des HGV
1977
Erste Ortsverlosung
nach 1977
Jährliche Verlosung in der Weihnachts­zeit
bis 1989
Erste Modeschauen in Ostrach
06.04.1989
Neugründung des HGV Ostrach e.V.
ab 1989
Einführung des Stammtisch
ab 1989
Aktion "Ostracher Advent" wird ins Leben gerufen
06.06.1991
Liesl Gießler wird zum Ehrenmitglied ernannt

Man wusste, dass es den HGV eigentlich schon sehr lange gibt. Und dass früher mal was war. Aber was? Vereinzelt gab es ein paar Informationen, jeder wusste ein bisschen was, aber nichts Genaues. Das war Grund genug, mich auf die Suche zu begeben und entdeckte dabei Erstaunliches.

Der HGV verfügt tatsächlich über eine lange Tradition. Er wurde am 01. 04. 1898 gegründet und war alles andere als ein Aprilscherz. Bereits damals hatte der Verein 63 zahlende Mitglieder, die mit einem Jahresbeitrag von 1,80 Mark starteten. Im Laufe des Jahres vergrößerte sich der Verein auf über 80 Mitglieder, eine Größe, die er so ungefähr über Jahrzehnte hielt. Ab 1930 ergänzte der dann entstehende Handelsverein das Programm. Im Jahr 31 – 33 bauten die Geschäftsleute ein Schiff, welches bei Umzügen von Pferdegespannen gezogen wurde. Auf diesem präsentierten sie sich und verteilten damals Süßigkeiten und Zigarren an die Bürger. Den Verein in dieser Form hat es 40 Jahre gegeben, die Aufzeichnungen gehen bis 1938. Im Dritten Reich wurde er allerdings verboten und stellte seine Aktivität ein. Frauenpower ist keine neumodische Erfindung, sondern wurde bereits früher gelebt, nämlich spätestens ab dem Zeitpunkt, als Liesl Gießler mit ihrer Idee, in Ostrach eine Osterverlosung zu organisieren, 1977 die Begeisterung bei Ingrid Arnold entfachte und die beiden Damen rund um die Uhr arbeiteten, um den HGV wieder aufleben zu lassen. Frau Gießler stellte fest, dass in der ganzen Umgebung Verlosungen stattfanden, nur in Ostrach nicht. Dabei wollte sie nicht nur ihr eigenes Geschäft, das Kaufhaus Spindler, bekannt machen, sondern eben auch die anderen.

Somit krempelte das Duo die Ärmel hoch und arbeitete Tag und Nacht mit großer Freude, wie die beiden Damen mit strahlenden Augen erzählten, an ihrem Vorhaben. Nicht selten kam es vor, dass dabei das eigentliche Geschäft tagsüber liegen blieb und dafür nachts bis morgens um 4.00 Uhr nachgeholt wurde. Widerstände taten sich genügend auf, ebenso frustrierende Momente. Auch Absagen oder unverständliche Reaktionen waren ihnen nicht fremd. Doch davon ließen sie sich nicht unterkriegen und entwickelten Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen, steckten nach wie vor ihre ganze Energie in ihr Vorhaben und machten unbeirrt weiter. Für die erste Osterverlosung in diesem Jahr konnten sie 50 Geschäfte zur Teilnahme gewinnen, die damals Sachpreise stifteten, welche die Gewinner heute noch in Ehren halten. Zur Lostrommel wurde eine Waschmaschinentrommel um funktioniert, die sonntags nach der Kirche vor der Schule zum Einsatz kam. Die Verlosung fand dann in der Weihnachtszeit jahrelang ihren festen Platz, bis der Aufwand mit den Sachpreisen zu groß wurde. Eine Lösung musste her und die Umstellung auf „Glückssterne“, wie die beiden Damen sie nannten, fand statt. Jede Firma hing einen davon als Symbol ins Schaufenster. Natürlich gehört zu jeder strahlenden Aktion auch die richtige Ummalung:

Frau Gießler, Frau Arnold und Herr Locher fuhren bis Konstanz und betrachteten sich auf dem Weg dorthin in verschiedenen Städten die Weihnachtsbeleuchtung, um sich nette Anregungen einzuholen. Herr Locher nahm anschließend die Bestellung in die Hände und orderte die Lichter, die heute noch Ostrachs Strassen in der Weihnachtszeit schmücken. In der Zwischenzeit begann Liesl Gießler, tolle Modenschauen im Frühjahr und Herbst zu präsentieren. Auf die Idee kam sie durch Unterhaltungen mit ihren Kundinnen. Die Damen schauten sich das gerne an, konnten aber nie Kleider kaufen, weil sie zu viel kosteten. So beschloss die Initiatorin, Modenschauen in der Preislage zu machen, die sich jeder leisten konnte. Dazu hat sie als Moderatorin die damalige Ansagerin des 3. Programms engagiert und fand Modells unter ihrer Kundschaft, sowie den Kindern hier am Ort. Für die Geschäftsfrau bedeuteten die vier Wochen in der Vorbereitungszeit 24-Stunden- Tage, „aber die Begeisterung trieb mich an“, wie sie heute sagte. Es habe ihr riesigen Spaß gemacht und sie denkt immer gerne an die Zeit zurück, erklärte sie, was unschwer auch in ihrem strahlenden Gesichtsausdruck zu erkennen war. Ja, stolz kann sie auch darauf sein, denn damit ebnete sie die Grundlage für das anschließende Highlight in Ostrach: die Erlebnistage! Die Initiative fand immer mehr Zuspruch, deshalb stand bald fest: wir brauchen einen Vorstand. Unter Herrn Rechtsanwalt Göttlicher wurde am 06.April 1989 der HGV Ostrach e.V., wie wir ihn heute kennen, Gegründet. Seine Nachfolger/in waren Herr Wirsig, Herr Breiser, Herr Veil, Herr Salomo, Frau Weber und der amtierende Vorstand Klaus Strobel. In der Gründungszeit hatte der HGV ungefähr 12 Mitglieder. Es dauerte nicht lange, bis weitere Geschäftsleute mit hinzu kamen. Bald betrug die Mitgliederzahl das Doppelte und ist kontinuierlich gewachsen. Frau Gießler sagte, dass der Verein gerade durch die Jungen größer geworden ist. Dabei sprach sie große Komplimente an einzelne Geschäftsleute aus. Den HGV-Stammtisch, wie er damals noch hieß, rief Vorstand Holger Wirsig ins Leben. Er kannte das so von Ludwigsburg, wo er ein Elektroinstallationsgeschäft betrieb, was er später nach Habsthal verlegte. Durch regelmäßige Treffen sollte die Geselligkeit unter den Firmeninhabern gepflegt und der Austausch angeregt werden. Das gefiel ihm so gut, dass er es auf Ostrach übertrug und zum ersten Stammtisch in Ravensburg in einem chinesischen Restaurant aufrief. Dieser hielt sich bis heute. Das einzige, was sich daran geändert hat, ist der Name. Der „Stammtisch“ heißt nun „Unternehmer-Treffen“, womit der HGV signalisieren will, dass er auch für Nicht-Mitglieder seine Pforten geöffnet hält. Dem nicht genug, initiierte Holger Wirsig den Weihnachtsmarkt „Ostracher Advent“ und regte den Verkauf von Irish Coffee am HGVStand an. Der Vorgänger des heutigen HGVWagens wurde damals in Habsthal gebaut und war richtig urig, erinnerte sich Frau Arnold. Herr Wirsig lebt heute in der Toskana. In seiner Zeit als Vorstand vertrat ihn Frau Gießler als Vorsitzende für den Handel und Frau Arnold für das Handwerk. Nach dem Tod Ihres Mannes ist Frau Gießler wegen Geschäftsaufgabe aus dem HGV ausgetreten. Dafür übernahm Klaus Schweikart ihr Amt. Liesl Gießler wurde am 06.06.91 für ihre Arbeit vom Vorstand Breiser zum Ehrenmitglied des HGVs ausgezeichnet. Herzlichen Dank an Fam. Riegger, Frau Gießler, Herrn Stephan und besonders Frau Arnold, die das Treffen ermöglichte. N.R.

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